Ein Blick auf die Forschungsinfrastruktur in fünf europäischen Ländern

04.11.2020

Im vergangenen Jahr organisierte AUSSDA im Rahmen des EU-Projekts EOSC-Pillar eine Umfrage, um Forschungsinfrastrukturen in fünf europäischen Ländern zu beleuchten. Die Daten sind nun bei AUSSDA verfügbar - hier ein Blick auf die Ergebnisse.

Mit der European Open Science Cloud (EOSC) soll eine virtuelle Umgebung entstehen, die vorhandene Dateninfrastrukturen zusammenführt und Forschenden so das Auffinden, den Zugang und die Wiederverwendung von Daten und forschungsunterstützenden Services erleichtert.

Dazu ist es zunächst entscheidend, einen Überblick über den Status quo bezüglich Open Science und Open Data in Europa zu erhalten. Wie vertraut sind Forschungsorganisationen und Fördereinrichtungen mit den FAIR-Prinzipien? Welche Richtlinien haben sie bereits umgesetzt? Und erwarten sie Vorteile von EOSC?

Um diese und viele weitere Fragen zu beantworten, lud EOSC-Pillar rund 2.000 Universitäten, Fördereinrichtungen, Forschungsinfrastrukturen und e-Infrastrukturen in den fünf EOSC-Pillar-Ländern Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland und Italien zum „National Initiatives Survey“ unter der Leitung von AUSSDA ein.

Die Umfrage deckte den gesamten Lebenszyklus von Forschungsdaten ab, von der Datenerhebung und -verarbeitung bis hin zur Archivierung und Wiederverwendung. Ziel war es, ein umfassendes Bild der forschungsunterstützenden Infrastruktur erstellen, um die Entwicklung der European Open Science Cloud zu unterstützen und empirische Daten für eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung bereitzustellen.

 

Einige Ergebnisse zu EOSC und FAIR

Insgesamt lud EOSC-Pillar Vertreter*innen von 2.204 Organisationen zur Teilnahme am "National Initiatives" Survey ein, von denen 31 Prozent diese Gelegenheit nutzten. In den fünf untersuchten Ländern haben 27 Fördereinrichtungen, 114 Universitäten, 229 Forschungsinfrastrukturen und 318 e-Infrastrukturen an der Umfrage teilgenommen. Neben vielen anderen Aspekten wurde in der Umfrage auch nach der Vertrautheit mit den FAIR-Prinzipien und EOSC gefragt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der in der Umfrage befragten Fördereinrichtungen sich mit EOSC (69%) und den FAIR-Prinzipien (77%) vertraut fühlt.

Hochschulvertreter*innen gaben seltener an, mit EOSC vertraut zu sein (länderübergreifend im Schnitt 41%). Der Grad der Vertrautheit mit den FAIR-Daten ist jedoch vergleichbar mit jenem bei den Fördergeber*innen, da im Durchschnitt 76 Prozent der Hochschulvertreter*innen mit den FAIR-Prinzipien vertraut sind.

Ein ähnliches Bild beobachtete das Umfrageteam hinsichtlich der Vertrautheit mit EOSC- und FAIR-Daten für Forschungsinfrastrukturen, die im Durchschnitt mit den FAIR-Prinzipien (70%) besser vertraut sind als mit EOSC (29%).

E-Infrastrukturen zeigten ebenfalls eine hohe Vertrautheit mit den FAIR-Prinzipien: Mehr als 70 Prozent gaben an, mit diesen vertraut zu sein, in Deutschland, Frankreich und Italien sogar mehr als 80 Prozent. Die Vertrautheit mit EOSC ist länderübergreifend geringer, weniger als die Hälfte der Vertreter*innen der e-Infrastrukturen ist mit EOSC vertraut.

 

Wie sich die Umfrage auf EOSC auswirken wird

EOSC-Pillar teilte das Umfragedesign, so dass andere regionale Projekte zur Entwicklung von EOSC wie EOSC-Synergy, EOSC-Nordic und Ni4os-Europe dieses nutzen konnten. So wird der Vergleich der Forschungsinfrastrukturlandschaft in Europa erleichtert.

In einem nächsten Schritt tritt das Projekt nun in Diskussionen mit Expert*innen, um Empfehlungen aus den Daten abzuleiten, die die Harmonisierung der Dienste und letztendlich ihre Integration in die EOSC unterstützen. Wie kann die Dynamik um Open-Access-Publikationen genutzt werden, um die Entwicklung hin zu FAIR-Daten zu beschleunigen? Welche Zielgruppen müssen noch von den Vorteilen der EOSC überzeugt werden? Dies sind einige der Fragen, die in Zukunft diskutiert werden müssen. Mit diesen Umfrageergebnissen liefert EOSC-Pillar die Grundlage für eine evidenzbasierte Diskussion zur Weiterentwicklung der europäischen Forschungsinfrastrukturlandschaft.

Die Umfragedaten sind im AUSSDA-Repositorium unter der DOI 10.11587/VOSVGK verfügbar, ein umfassender Bericht zur Erhebung auf Zenodo unter DOI 10.5281/zenodo.3937318.

Bekanntheit von EOSC unter Forschungsinfrastrukturen.

Bild: EOSC-Pillar/Trust-IT