Von Dimitri Prandner (JKU Linz), Markus Hadler (Universität Graz), Otto Bodi-Fernandez (Universität Graz), Christopher Etter (Universität Salzburg)
Der Soziale Survey Österreich (SSÖ) widmet sich seit 1986 diesen und anderen Fragen und bietet tiefgehende Einblicke in die Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen der österreichischen Bevölkerung. Die Studie wird regelmäßig in enger Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Graz, Linz, Salzburg und Wien umgesetzt.
2024 wurde der SSÖ bereits zum achten Mal durchgeführt. Damit steht ein aktueller und umfassender Datensatz bereit, der es erlaubt, die gesellschaftlichen Entwicklungen in Österreich im Zeitverlauf zu analysieren. So können Forschende langfristige Entwicklungen verfolgen oder neue Herausforderungen und Themen, die die Bevölkerung bewegen, identifizieren und analysieren. Damit leistet der SSÖ einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der sozialen Dynamiken in Österreich. Aber nicht nur das: Neben einem für Österreich spezifischen Teil integriert der SSÖ auch regelmäßig Module des International Social Survey Programme (ISSP), wodurch die Studienergebnisse auch mit bis zu 44 anderen Ländern verglichen werden können.
Schwerpunktthemen Digitales und Gesundheit
In der Erhebungswelle 2024 wurden die ISSP-Module „Health and Health Care“ (2021) und „Digital Societies“ (2024) erhoben.
Hinsichtlich des Themas Digitalisierung zeigen die Ergebnisse, dass
- 81% der Bevölkerung das Internet mindestens einmal am Tag nutzt, während 7% es in den letzten 12 Monaten gar nicht verwendet haben,
- die Mehrheit ihre Fähigkeiten, das Internet zu nutzen, auf einer fünfstufigen Skala als „sehr gut“ einschätzt,
- jedoch rund 17% selbst Opfer einer Internetkriminalität wurden und 14% mit Belästigungen im Internet konfrontiert waren.
Ein Beispiel für positive Effekte der Internetnutzung: 38% der Befragten haben es verwendet, um ärztliche Befunde zu interpretieren, und bewerteten dies als hilfreich.
Darüber hinaus zeichnen erste Auswertungen in puncto Gesundheit ein überwiegend positives Bild:
45% der Befragten bewerten ihren Gesundheitszustand als „gut“, 27,1% als „sehr gut“ und 4,6% sogar als „ausgezeichnet“. Demgegenüber stehen 19,4%, die ihre Gesundheit als „mittelmäßig“ einschätzen, und lediglich 3,9%, die sie als „schlecht“ empfinden.
Zudem fällt die Zufriedenheit mit dem österreichischen Gesundheitssystem, trotz Verbesserungspotenzial, tendenziell hoch aus: 72% der Befragten sind zumindest ziemlich zufrieden, 18% zeigen sich neutral, während 10% Unzufriedenheit äußern. Versorgungsdefizite zeigen sich vor allem aufgrund langer Wartelisten: 23,5% der Befragten geben an, bereits eine Behandlung aus diesem Grund nicht erhalten zu haben. Zeitmangel aufgrund beruflicher oder familiärer Verpflichtungen wurde von 12,6% als Hinderungsgrund genannt, während 8,7% finanzielle Barrieren für nicht erbrachte Gesundheitsleistungen verantwortlich machen.
Sie wollen selbst einen Blick auf die Daten werfen? Sie finden den SSÖ 2024 im AUSSDA Dataverse.
- Zur Methodik des Sozialen Survey Österreich:
Der Soziale Survey Österreich stellt eine sogenannte Zeitreihenstudie dar, die, beginnend im Jahr 1986, bis heute acht mal durchgeführt wurde. Der SSÖ bietet repräsentative Einblicke (hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland) in die Einstellungen und Meinungen der österreichischen Wohnbevölkerung und dokumentiert den sozialstrukturellen Wandel. Die ersten fünf Wellen des sozialen Survey zwischen 1986 und 2018 wurden mittels persönlicher Interviews realisiert. Im Kontext der COVID-19-Pandemie kam es zu einer Umstellung auf Mixed Mode Datenerhebung. Der SSÖ 2024 wurde mittels Online-Web-Umfrage und gedruckten Fragebögen realisiert. Die Studienteilnehmer*innen wurden mittels Zufallsauswahl aus dem zentralen Melderegister ausgewählt.