Worum geht es in der Studie?
Das Demokratieradar des Austrian Democracy Lab hat zum Ziel, Einstellungen zur Demokratie in Österreich über einen längeren Zeitraum – mit regelmäßigen Erhebungen – abzubilden. Dabei geht es um ein differenziertes Bild, das verschiedene Perspektiven des Themas behandeln soll. Ebenso sollen im Zeitverlauf (ausbleibende) Veränderungen beobachtet werden. Zusätzlich beschäftigt sich das Demokratieradar mit wechselnden Schwerpunktthemen, die breit gestreut sind – vom Vertrauen in die Politik über die EU bis zum Föderalismus in Österreich.
Was ist für Sie der spannendste Aspekt der Studie? Gab es überraschende Ergebnisse?
Es ist beispielsweise interessant zu sehen, wie differenziert der scheinbar eindeutige Begriff
Demokratie gesehen wird. Die Bevölkerung unterscheidet klar zwischen dem grundsätzlichen System der Demokratie und der politischen „Alltagsdemokratie“ in Österreich. Darüber hinaus finden sich
unterschiedliche Zugänge, etwa stärkere Präferenzen für direkte oder repräsentative Demokratie, und ein verschieden stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein, an Politik teilhaben zu können.
Wesentliche Fragen sind zudem, wie man die jeweilige Einstellung zur Demokratie erklären kann, also welche Faktoren einen Einfluss darauf haben (können), ob Menschen die Demokratie positiv sehen oder an ihr zweifeln. Hier wissen wir auch aus anderen Studien, dass sich etwa die ökonomische Lage von Menschen bisweilen stark darauf auswirkt, wie sie Politik und den demokratischen Prozess wahrnehmen und auch, wie sehr sie sich involviert fühlen. Vereinfacht gesagt: Wenn es jemandem wirtschaftlich nicht so gut geht, hat das nicht nur negative Folgen für die Geldtasche, sondern auch für das Gefühl, von der Politik wahr- und ernstgenommen zu werden.
Warum haben Sie sich entschieden, die Daten frei zugänglich zu machen?
Erfreulicherweise wird es immer mehr Usus, Forschungsdaten zur weitgehend freien Nutzung zur Verfügung zu stellen. Davon profitieren wir Forschenden in unserer Arbeit und dem schließen wir uns auch gerne an. Neben der Möglichkeit für andere Forscher*innen, mit den Daten zu arbeiten, dem Austausch und dem wissenschaftlichen Interesse der Nachprüfbarkeit gibt es damit auch einen wachsenden Pool an empirischen Daten, mit denen man die persönlichen Wahrnehmungen zur Politik in Österreich abgleichen kann – das erleichtert gerade in turbulenten Zeiten die Orientierung.
- Dr. Flooh Perlot arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Karl-Franzens-Universität Graz und ist dort in erster Linie für die Datenerhebungen und Auswertungen des Demokratieradars zuständig. Er studierte an der Universität Innsbruck Politikwissenschaft, Zeitgeschichte und Medienkunde und war danach an den Universitäten Klagenfurt und Krems tätig, sowie seit 2008 am Institut für Strategieanalysen (ISA) in Wien. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen Politik und Medien, Internet und Demokratie, Wahlforschung sowie Datenvisualisierung.