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Drei Fragen an ... Judith Kohlenberger

27.08.2019

Dr. Judith Kohlenberger vom Institut für Sozialpolitik (Wirtschaftsuniversität Wien) und ihre Kollegen haben den Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung und die psychosoziale Gesundheit von 515 in Österreich lebenden syrischen, irakischen und afghanischen Flüchtlingen untersucht. Die Daten der bundesweiten Querschnittserhebung „Refugee Health and Integration Survey (ReHIS)“ sind ab sofort in unserem Dataverse verfügbar.

Worum geht es in Ihrer Studie?

Der Refugee Health and Integration Survey (ReHIS) befasst sich mit der psychosozialen Gesundheit und dem Gesundheitszugang von syrischen, irakischen und afghanischen Geflüchteten, die seit dem Jahr 2011 in Österreich angekommen sind. Ziel war es, die Wechselwirkungen zwischen ökonomischer, sozialer und kultureller Integration auf der einen Seite und (physischer und psychischer) Gesundheit auf der anderen Seite anhand zentraler Indikatoren zu messen.

Die erhobenen Daten sollen als Grundlage für die Optimierung des zielgruppenspezifischen Zugangs zu öffentlichen Gesundheitseinrichtungen dienen. Zudem war es uns ein Anliegen, das Bewusstsein für die psychische und physische Gesundheitsversorgung als zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration geflüchteter Menschen zu stärken.

Wie kam es zur Durchführung Ihrer Studie?

ReHIS gliedert sich als Zwischenerhebung in die Panelstudie FIMAS+INTEGRATION des International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) ein. Durchgeführt zwischen Dezember 2017 und April 2018 mit einer Stichprobengröße von mehr als 1.600 Befragten, befasst sich FIMAS+INTEGRATION mit der Arbeitsmarktbeteiligung geflüchteter Menschen in Österreich. Ins Leben gerufen wurde die Kooperation vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) und dem Institut für Personalpolitik der Karl-Franzens-Universität, die aufgrund einer Förderung des OeNB Jubiläumsfonds eine gemeinsame Längsschnitterhebung planten. Da die Zielgruppe der Erhebung – Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte – als schwer zugänglich gilt, war es sinnvoll, Expertise und Ressourcen zu bündeln, um möglichst viele geflüchtete Menschen in möglichst repräsentativer Form befragen zu können.

Was ist aus Ihrer Sicht das Spannende an Ihrer Studie?

Erstmalig für die jüngste Flüchtlingspopulation in Österreich wurden subjektives Wohlbefinden, Zugang zu ärztlicher und therapeutischer Betreuung und etwaige Barrieren des Zugangs, sowie die Prävalenz von Angststörungen und Depressionen anhand klinischer Skalen erhoben. Der verwendete Fragebogen orientiert sich u.a. an der deutschen IAB-BAMF-SOEP-Flüchtlingsbefragung sowie dem Austrian Health Interview Survey (ATHIS), wodurch Vergleiche mit der österreichischen Gesamtbevölkerung bzw. der Flüchtlingspopulation in Deutschland möglich sind. Und in Verbindung mit den FIMAS+INTEGRATION-Longitudinaldaten zur Arbeitsmarktintegration erlaubt ReHIS eine bisher einzigartige Analyse der Integration von Geflüchteten in den zentralen Dimensionen.

Judith Kohlenberger (Foto: Raimo Rudi Rumpler)