Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in Europa werden künftig noch bessere Open-Science-Infrastrukturen zur Verfügung haben. Einen wichtigen Grundstein dafür legt das Projekt „Social Sciences and Humanities Open Cloud”, das Anfang Jänner 2019 gestartet ist. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zu einer gemeinsamen European Open Science Cloud (EOSC).
Social Sciences and Humanities Open Cloud (SSHOC) ist ein durch das EU-Forschungsförderungsprogramm Horizon 2020 finanziertes Projekt, das darauf abzielt, ein offenes Cloud-Ökosystem für die Geistes- und Sozialwissenschaften zur Verfügung zu stellen. Dazu werden Daten und Werkzeuge entlang des gesamten Forschungsdatenzyklus entwickelt und veröffentlicht. Begleitet werden die Entwicklungen von umfangreichen Kommunikations- und Trainingsangeboten, die Menschen mit sozial- und geisteswissenschaftlichen Daten und Dienstleistungen vernetzen. Die europäischen Forschungsinfrastrukturen (ERICs) der Sozial- und Geisteswissenschaften tragen das Projekt; geleitet wird es von CESSDA ERIC, dem Consortium of European Social Science Data Archives. Insgesamt sind 45 Organisationen aus ganz Europa am Projekt beteiligt. Das Projekt läuft von Jänner 2019 bis April 2022 und wird mit rund 14,5 Millionen Euro gefördert.
Beteiligt am Projekt sind in Österreich die Forschungsinfrastrukturen AUSSDA sowie das Austrian Centre for Digital Humanities an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ACDH-OeAW). Mit der Semantic Web Company ist darüber hinaus auch ein heimisches Technologie-Unternehmen in das Projekt involviert. In Österreich werden etwa die Kommunikationsstrategie des Projekts entworfen, ein europäischer Datenmarktplatz für die Sozial- und Geisteswissenschaften programmiert und Daten rund um nationale Wahlen aufbereitet.
Gemeinsam werden die genannten und zahlreiche weitere Initiativen des Projekts den Beitrag der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zur so genannten European Open Science Cloud darstellen. Über die European Open Science Cloud sollen Forschende Zugang zu freien und offenen digitalen Datenservices erhalten. Die EU will damit die weltweite Führung im Bereich der wissenschaftlichen Dateninfrastrukturen ausbauen. Im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft wurde Ende November 2018 in Wien die Lenkungsstruktur der European Open Science Cloud durch die EOSC Vienna Declaration verabschiedet.
Bemerkenswert ist neben den im SSHOC-Projekt entwickelten Inhalten auch der Aspekt der Kooperation über Disziplin- und Ländergrenzen hinweg: Dass unterschiedliche europäische Forschungsinstitutionen wie CESSDA, European Social Survey (ESS), Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities (DARIAH), Common Language Resources and Technology Infrastructure (CLARIN) oder Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) intensiv zusammenarbeiten werden, zeigt die große Bandbreite und das Potenzial des Projekts auf. Insofern schafft dieses Projekt nicht nur bessere Infrastrukturen für die Sozial- und Geisteswissenschaften in Europa; es trägt auch zum Zusammenwachsen des Kontinents bei.