Schnell, aktuell und weltweit zugänglich: Data Sharing in Zeiten der Pandemie

22.04.2021

Ein Jahr der Pandemie – das bedeutet auch ein Jahr der Datenproduktion. Das AUSSDA-Projekt „COVID-19 Data Fast Track Publishing“ hat Forschungsdaten an einem Ort gesammelt und sie rasch zur Verfügung gestellt. Nun startet das Nachfolgeprojekt

Seit mehr als einem Jahr prägt die Corona Krise unser aller Lebensalltag. Social Distancing, Lockdown, Kurzarbeit, Home-Office und Distance Learning sind einige der neuen Schlagworte, die seither die „neue Normalität“ unserer Gesellschaft bestimmen.

Die nach wie vor andauernde Pandemie hinterließ auch deutliche Spuren in der sozialwissenschaftlichen Forschungslandschaft. Seit dem Frühjahr 2020 wurden zahlreiche empirische Studien initiiert, die neben wertvollen Erkenntnissen über die sozialen, wirtschaftlichen und psychologischen Folgen der Krise auch eine Vielzahl nachnutzbarer Forschungsdaten hervorbrachten.

Das AUSSDA-Projekt COVID-19 Data Fast Track Publishing wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) ins Leben gerufen, um die Forschungsdaten dieser Studien an einem Ort zu sammeln und für die Scientific Community möglichst rasch zugänglich zu machen. Schließlich soll Data Sharing ein wesentlicher Schlüssel dafür sein, dass wissenschaftliche Erkenntnisse durch gemeinsame Anstrengungen im Sinne des Open Science-Gedankens zu einer erfolgreichen Bewältigung der Krise beitragen können. Dazu haben wir im AUSSDA-Repositorium das COVID-19 Pandemic Dataverse eingerichtet, in welchem hochaktuelle Datensätze auch als Pre-Releases in einem verkürzten Begutachtungsverfahren publiziert werden können. Nach einem Jahr der Pandemie und dem nun offiziellen Ende der Projektlaufzeit ziehen wir eine vorläufige Bilanz.

Bislang haben wir Forschungsdaten aus zwölf Studien publiziert und langzeitarchiviert. Weitere akquirierte Datensätze befinden sich in Bearbeitung. Die verschiedenen Forschungsprojekte basierten auf unterschiedlichsten Initiativen. Teils wurden Projekte von Forschenden ohne externe Förderung spontan initiiert, während andere Projekte durch eigens eingerichtete Förderprogramme finanziert werden konnten. Wieder andere Studien, wie etwa die Prävalenzstudien von SORA und der Statistik Austria, wurden vom Wissenschaftsministerium direkt beauftragt.

Schon bald nach Projektbeginn wurde klar, dass bei der Archivierung und Zurverfügungstellung von Daten zwischen unterschiedlichen Studientypen differenziert werden muss, die jeweils einen anderen Fokus hinsichtlich der Datenakquise erfordern. Nicht immer war Fast Track Publishing das erklärte Ziel der Datenproduzent*innen. Ein rasches Publizieren war vor allem bei Infrastrukturprojekten und den Prävalenzstudien von Bedeutung.

Zu ersteren zählen etwa das Austrian Corona Panel Project (ACPP) der Universität Wien, sowie die internationale Values in Crisis (VIC) Studie, die in Österreich vom Team des Sozialen Survey Österreich (SSÖ) durchgeführt wurde. Beide Studien stellen wiederkehrende Repräsentativerhebungen zur gesellschaftlichen Dauerbeobachtung dar - mit dem dezidierten Ziel, frei zugängliche Daten zur wissenschaftlichen Nachnutzung zu erheben.

Erst das gemeinsame Engagement von AUSSDA und dem SSÖ Team machte die Harmonisierung des internationalen VIC-Datensatzes, dessen Erhebung auf die Initiative des World Value Survey Konsortiums zurückgeht, möglich – in Österreich wurde er nun Forschenden weltweit zugänglich gemacht.

Schnelle Datenverfügbarkeit war auch bei den von der Regierung beauftragten Prävalenzstudien geboten, nicht zuletzt um die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der in den Medien berichteten und in der Öffentlichkeit breit diskutierten Ergebnisse zu gewährleisten.

Bei typischen Einzelprojekten zur Beantwortung spezifischer Forschungsfragen erwies sich die Bereitschaft zum Data Sharing oft erst nach Abschluss des Forschungsvorhabens als gegeben. Ebenso beschäftigte sich das Projekt damit, Datenproduzent*innen über die Möglichkeiten des Archivierens und den damit verbundenen Chancen zu informieren. Diese Beratungsarbeit ist auch längerfristig von Bedeutung, da frühzeitige Planung des Datenmanagements die Archivierung erleichtert und viel Aufbereitungsarbeit im Nachhinein erspart.

Um auf die Dynamik der Pandemie und der damit einhergehenden Entwicklung der Forschungslandschaft reagieren zu können, wurde das ursprünglich bis Ende Dezember 2020 geplante Projekt COVID-19 Data Fast Track Publishing bereits bis Ende März 2021 verlängert. Aktuell sind aber zahlreiche wertvolle COVID-Studien in Österreich nach wie vor nicht abgeschlossen oder wurden aufgrund der weiterbestehenden Pandemie in ihrer Laufzeit verlängert. Darüber hinaus planen verschiedene Forschungsteams weitere Erhebungen für das Jahr 2021.

Vor diesem Hintergrund soll das mit April 2021 startende und vom BMBWF unterstützte Nachfolgeprojekt COVID-19 Social Science Data Hub Austria (COSSDA) sicherstellen, dass die wichtigen COVID-Daten weiterhin an einem Ort verfügbar gemacht und dabei die Erfahrungen aus dem Vorgängerprojekt berücksichtigt werden. Der Fokus richtet sich dabei auf die begleitende Betreuung der laufenden Infrastrukturprojekte, die Publikation der bereits im Vorgängerprojekt akquirierten Einzelprojekte sowie die weitere Recherche und Akquise von Daten sozialwissenschaftlicher COVID-Studien, derer auch zahlreiche in der vom Institut für höhere Studien (IHS in Kooperation mit dem BMBWF) entwickelten Datenbank COVID-19 Social Data Austria zu finden sind. Die Erkenntnisse und Learnings aus beiden Projekten sollen im Herbst in einem Webinar mit Datenproduzent*innen und Nutzer*innen diskutiert werden.

Bild: Gerd Altmann/pixabay